Die Liste der Stolpersteine in Brandenburg an der Havel umfasst jene Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig bzw. in seinem Auftrag in Brandenburg an der Havel verlegt wurden. Sie sind Opfern des Nationalsozialismus gewidmet, all jenen, die vom NS-Regime drangsaliert, deportiert, ermordet, in die Emigration oder in den Suizid getrieben wurden.
Demnig verlegt für jedes Opfer einen eigenen Stein, im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz.
Verlegungen
Bislang wurden in Brandenburg an der Havel 16 Stolpersteine verlegt. 2013 wurden die ersten beiden Gedenksteine für den SPD-Politiker Gustav Schernikau und den katholischen Gefängnisseelsorger Bruno Schubert gelegt. Bis 2022 wurden keine Stolpersteine für Menschen mit jüdischem Glaubens- oder Familienhintergrund berücksichtigt, was an der örtliche Jüdischen Gemeinde, die dem Projekt von Gunter Demnig skeptisch bis ablehnend gegenübersteht, lag. So sammelte 2015 die Brandenburger Polizeidirektion Geld für einen weiteren Stolperstein und ersuchte das Stadtmuseum um einen Namensvorschlag. Das Projekt scheiterte jedoch, da die Initiatoren Rücksicht auf die Befindlichkeit der Jüdischen Gemeinde nahmen. Aus Vorarbeiten von Schülern wurden eine Reihe von Persönlichkeiten der Stadt als NS-Opfer bekannt. Als mögliche Kandidaten für Stolpersteine wurden genannt:
- Wilhelm Bahms, geboren 1880, Kommunist, der vom NS-Regime ermordet wurde,
- Lilli Friesicke, eine jüdische Ärztin, die das Grundstück Katharinenkirchplatz 8 besaß, nach den Novemberpogromen 1938 verhaftet wurde und im Polizeigewahrsam des Neustädtischen Rathauses unter unklaren Umständen zu Tode gekommen. Für sie und ihre beiden Kinder wurden 2023 drei Steine verlegt.
- Karl Lühnsdorf, dessen Nachkommen jedoch ihre Zustimmung für die Verlegung eines Stolpersteines zurückgezogen haben,
- Karl Miethe, 1903 geboren in Plaue, Fischhändler und Kommunist, geflüchtet nach der NS-Machtergreifung, zur Rückkehr gezwungen, 1940 verhaftet, deportiert ins KZ Sachsenhausen, im Frühjahr 1945 ins KZ Bergen-Belsen und dort ermordet.
Feliks Byelyenkov, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Brandenburg, lehnt Stolpersteine ab: „Man sollte in Augenhöhe gedenken und nicht beim Gedenken in den Dreck gucken.“. Er wolle „[…] sich aber dem Wunsch der Familie nicht in den Weg stellen […]"“. Bei den seit 2022 verlegten Steine ist der Wille der Familie ausschlaggebend für die Verlegung gewesen, angefangen mit dem für Wally Lesser.
Die ersten beiden Verlegungen erfolgten am 19. September 2013 durch Gunter Demnig. Initiiert wurden die Verlegungen von Marie Luise von Halem, einer Landtagsabgeordneten vom Bündnis 90/Die Grünen. Die Patenschaften für die Steine übernahmen der Stadtverband der SPD und die Katholische Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit.
Vier weitere Steine, zum Gedenken an die jüdischen Opfer, wurden am 16. September 2022 verlegt, jedoch nicht im Beisein von Gunter Demnig. Die Patenschaft für den Stein für Wally Lesser übernahm Oberbürgermeister Steffen Scheller, die Patenschaften für die Steine für Bernhard Meyer und Sally Cohn übernahm die Brandenburger Juristische Gesellschaft e. V., und für Grete Cohn der Rotary Club Brandenburg an der Havel.
Weitere drei Stolpersteine wurden am 10. November 2023 für Lilli Friesicke und ihre beiden Kinder, ebenfalls nicht im Beisein von Gunter Demnig, aber in Anwesenheit zweier ihrer Urenkelinnen aus den Niederlanden sowie Vertretern der Stadtverwaltung, des Kulturausschusses der Stadtverordnetenversammlung und Schülerinnen und Schüler des Dom-Gymnasiums vor dem Standort ihres ehemaligen Wohn- und Praxishauses am Katharinenkirchplatz 8 (inzwischen durch einen Neubaublock ersetzt) verlegt. Die Patenschaften für die Steine der Familie Friesicke haben Mitglieder des Kulturausschusses, des Kulturbeirats und mehrere Privatpersonen übernommen.
Am 24. Mai 2024 erhielten Reinhard Helmut, Hans-Hermann und Erich Rudolf Lesser neben dem Stein der Mutter Wally Lesser vor dem Haus Domlinden 5 ihre eigenen Stolpersteine. Die Patenschaften für die drei Steine übernahmen die Nachkommen aus dem Familienverband Lesser.
Die letzten vier Stolpersteine wurden am 16. Juli 2024 für vier Mitglieder der Familie Milewski/Richter vor dem Haus St.-Annen-Straße 14 verlegt, wiederum nach Recherchen von Schülerinnen und Schülern des Domgymnasiums in Zusammenarbeit mit der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz und dem Stadtmuseum.
Stolpersteine
In Brandenburg an der Havel wurden bislang 16 Stolpersteine an sieben Adressen verlegt (Stand Juli 2024).
Siehe auch
- Liste der Orte mit Stolpersteinen
Weblinks
- Chronik der Stolpersteinverlegungen auf der Website des Projekts von Gunter Demnig
Einzelnachweise




