Vinayak Damodar Savarkar (genannt Vir [Veer] Savarkar; Marathi: विनायक दामोदर सावरकर, Vināyak Dāmodar Sāvarakar; * 28. Mai 1883 im Dorf Bhagur bei Nashik; † 26. Februar 1966 in Nagpur, Maharashtra) war ein indischer Politiker. Er entwickelte eine hindunationalistische politische Ideologie, die er Hindutva nannte.
Leben
Savarkar studierte in Indien und England und vertrat revolutionäre Ideen eines gewaltsamen Kampfes zur Erlangung der indischen Unabhängigkeit. Er veröffentlichte The Indian War of Independence, eine Schrift über den indischen Aufstand von 1857, die von den britischen Kolonialherren verboten wurde. „1909 wurde Savarkar als Drahtzieher eines Attentats auf einen britischen Beamten in London zu zweimal lebenslänglich (50 Jahren) Verbannung auf den Andamanen verurteilt“, Mahatma Gandhi – dem Savarkar in London vermutlich begegnet ist – verurteilte damals die Tat scharf.
Im Gefängnis beschrieb Savarkar die Hindutva-Idee eines offenen Hindu-Nationalismus und verfasste seine Schrift Hindutva: Who is a Hindu?, die später zu einer Art Grundsatzschrift der Hindutva-Ideologie avancierte. Die Schrift wurde aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt, zunächst unter dem Pseudonym A. Mahratta und dem Titel „Essentials Of Hindutva“ 1923 veröffentlicht und erhielt erst später den o. g. Titel. In dem Buch beantwortete Savarkar die Frage, wer denn ein Hindu sei, wie folgt:
Aus dieser Mischung einer völkisch-religiösen Definition folgte für Savarkar, dass Angehörige nicht-hinduistischer Religionen nicht als eigentliche Landeskinder Indiens, als Hindus in diesem Sinne, sondern nur als „Gäste“ anzusehen seien, solange sie den Nicht-Hindu-Religionen anhingen:
1921 wurde er unter der Auflage entlassen, seine revolutionären Aktivitäten einzustellen. Savarkar setzte sich jedoch für ein Hindu-dominiertes Indien ein, reiste und hielt Vorträge. Er wurde Präsident der neu gegründeten Hindu Mahasabha und ein vehementer Kritiker des Indischen Nationalkongress und dessen Akzeptanz der Teilung Indiens. Kritiker halten sein Auftreten für ursächlich für mehrere Attentate auf Mohandas Karamchand Gandhi. Er wurde in diesem Zusammenhang verhaftet, jedoch wegen Mangel an Beweisen freigesprochen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er mit dem Schreiben über seine Idee des Hindutva.
Eine Untersuchungskommission kam in den 1960er Jahren zu Ergebnissen, die darauf hindeuteten, dass Savarkar sehr wohl in die Planung der Ermordung Gandhis verwickelt gewesen war, jedoch war er bei Veröffentlichung der Ergebnisse bereits verstorben.
Der Flughafen in Port Blair ist nach ihm benannt (Vir Savarkar Airport).
Literatur
- Siegfried O. Wolf: Vinayak Damodar Savarkar’s „strategic agnosticism“. A compilation of his socio-political philosophy and worldview. (= Heidelberg Papers in South Asian and Comparative Politics; Working Paper No. 51). Universität Heidelberg, 2002 (Volltext)
- Siegfried O. Wolf: Die Konstruktion einer kollektiven Identität in Indien: Vinayak Damodar Savarkar und sein Hindutva-Konzept, Universität Heidelberg, Heidelberg 2009 (Volltext).
- Vikram Visana: Glory and Humiliation in the Making of V. D. Savarkar's Hindu Nationalism. In: The Historical Journal. Bd. 66 (2023), Heft 1, S. 165–185 (https://do.org/10.1017/S0018246X22000255).
Weblinks
- Artikel zu Vinayak Damodar Savarkar auf der Website des Südasien-Informationsnetz e.V. (suedasien.info)
- Hindutva (Who Is A Hindu?) – das originale Schriftstück, im Internet Archive
- Hindutva (Who Is A Hindu?) – digitalisierter Text ohne Vorwort und Einleitung
Einzelnachweise




